Nicht nur Kleider, auch Möbel gehen mit der Mode. Deshalb kann
Restaurator Roger Kossann ziemlich sicher sein: Das "Bremer Schapp",
das jetzt bei ihm wieder instandgesetzt worden ist, müßte
so zwischen 1710 und 1740 entstanden sein. Es gehört dem Otterndorfer
Kreismuseum "Kranichhaus" und kehrte inzwischen wieder dorthin
zurück.
Die besonders sorgfältige Verarbeitung läßt vermuten,
daß es sich hier wohl um ein Meisterstück gehandelt haben
muß. Handwerkerzünfte waren bis zur Einführung der
Gewerbefreiheit 1861 exklusive Kreise. Damit die Konkurrenz nicht
zu groß würde, hielten die Meister ihre eigene Zahl möglichst
klein; das qualitätsvolle "Schapp" könnte für
einen Tischlergesellen das begehrte Entreebillett gewesen sein. Inzwischen
aber zeigte es Risse, stand auf falschen Beinen, und Furniere hatten
sich gelöst.
"Schapp" ist das niederdeutsche Wort für Kleiderschrank,
und daß es sich hier um kein Hamburger, Lübecker oder Danziger
" Schapp " handelt, sondern um eines aus Bremen, ergibt
sich nicht nur aus der schlichten Form, sondern beispielsweise auch
aus der typischen Säulenanordnung. Ein "Hamburger Schapp"
des 18. Jahrhunderts würde prächtigere Schnitzereien aufweisen,
ein "Lübecker Schapp " schlösse oben bogenförmig
ab. Außerdem hat es einst im alten Bremer Gewerbemuseum einen
jetzt leider verschollenen Schrank gegeben, der fast genauso aussah
wie der Otterndorfer.
Das "Bremer Schapp", das jetzt wieder in Bremen war, ist
aus fast astfreiem Eichenholz gefertigt und mit Nußbaum furniert.
Es wurde 1969 für das Otterndorfer "Kranichhaus" erworben,
in Kleinwörden bei Hechthausen und zwar zum Preis von 900. Mark.
An sein Eichenholz wagte sich zwar kein Holzwurm, aber der Zahn der
Zeit hatte an diesem "Bremer Schapp" kräftig genagt.
Inschwischen sieht er jedoch wieder viel besser aus, können Restaurator
Roger Kossann und Praktikantin Karen Melching zufrieden feststelle.
(Foto: Stoss)
In der Galerie unter der Rubrik "Bremer Möbel" ist
der Schrank im restaurierten Zustand zu sehen.